Hier stirbt keiner - und das macht Mut

In einigen Unternehmen erlebe ich mehr Stress, Anspannung und Angst, als in meinen 15+ Jahren im Rettungsdienst oder der Feuerwehr.

Durchatmen!

Mein Coach sagte mal "No one is shooting at you!". Ich sage, hier stirbt gerade keiner.

Ja, es ärgerlich Geld zu verbrennen. Manche Organisationen stehen auf der Kippe.

Wir aber bleiben erhalten. Wir machen weiter. Und es geht in aller Regel weiter.

Nur Mut, es wird gut.

1984: Google & Co

1984 was not supposed to be an instruction manual - unbekannt

Derzeit lese ich zum ersten Mal Orwells 1984. Jeder hat die Geschichte in Grundzügen schon gehört. Ich kann nicht anders, während ich die Geschichte lese, sehe ich die Parallelen zu unseren heutigen Gesellschaften und unserem Umgang mit unserer Privatsphäre.

Snowden, Pegasus, Merkels Abhörskandal. Alles wieder in Vergessenheit geraten. Wir nehmen die Bequemlichkeit, die uns digitale Dienste, meist US-amerikanische, anbieten, dankend an. Es macht uns auch nichts aus, wenn täglich konsumierte Software, wie TikTok, aus brutalen Diktaturen kommt. Obwohl vieles dafür spricht, dass es sich dabei um eine Cyberwaffe handelt.

Heute, während ich das schreibe, wird in den USA gewählt. Die Frage, ob das Land in die Autokratie abdriften könnte, stellt sich mehr denn je. Damit auch die Frage, was die Unternehmen über euch wissen. Eine Regierung kann sich jederzeit dafür entscheiden, Verträge für nichtig zu erklären. Was dann mit euren Daten geschieht, obliegt der Willkür der Herrschenden. Sicher ist, die Kontrolle über deine Daten liegt nicht mehr bei dir.

In Deutschland wird wieder über eine Massenüberwachung diskutiert. Erschreckend, dass diesmal der Aufschrei fehlt.

Schließt du die Toilettentür?

"Ich habe doch nichts zu verbergen"

Glenn Greenwald verbildlichte es in seinem TED Talk so gut. Wir schließen unsere Türen, um Privatsphäre zu haben. Wir vertrauen niemandem, zumindest keinem Fremden, unsere Passwörter an. Und doch begeben viele von uns sich in die Illusion, dass sie doch nichts zu verbergen hätten.

Meine Konsequenzen

Datensparsamkeit! Ich habe für mich entschieden, dass ich meine Kunden und mich besser schützen möchte.

Als Konsequenz hieraus habe ich alle Verbindungen zu Google, Calendly und weiteren Diensten gekappt. Ich betreibe nun bei Hetzner eine eigene Nextcloud-Instanz. Meine privaten Mails habe ich aus Google zu mailbox.org umgezogen.

Als Messenger setze ich auf Signal. Schreib mir doch gern!.

Außerdem habe ich mir einen aufbereiteten Laptop gekauft, um den Umstieg auf Ubuntu zu testen.

Ganz ohne Spuren und US-Dienste wird es vermutlich nicht gehen. Aber jeder Schritt auf diesem Weg stärkt Bürgerrechte.

Ich bin immer neugierig und auf der Suche nach Austausch.

Nachtrag nach LinkedIn Veröffentlichung

Ich habe auf LinkedIn zu diesem Beitrag gepostet. Nach der Veröffentlichung bat LinkedIn mich um Verifikation. Durchgeführt natürlich mittels eines Dienstleisters (Persona). Man soll sich mit meinem Reisepass verifizieren. Ganz persönlich halte ich es für - zumindest - unangemessen.

Experten sind schlecht fürs Geschäft

Man arbeitet jahrelang zusammen, man vertraut sich. Viele Probleme konnten bereits gemeinsam gelöst werden. Die Prozesse sind eingespielt. Unsere Mitarbeiter sind Experten.

Alles könnte so schön sein. Wäre da nicht … ⚡VERÄNDERUNG! ⚡

Wir wissen, Veränderung ist die einzige Konstante.

Menschen sind selten bereit, ohne äußere Motive, größere Veränderungen mitzumachen. Wir halten uns am Status quo fest. Insbesondere, wenn wir uns einen kleinen, aber feinen Arbeitsbereich abgesteckt und über Jahre erfolgreich bewirtschaftet haben.

Expertenwissen ist Fluch und Segen für Unternehmen

Expertise erleichtert unsere Prozesse, lässt uns auf kleinere Probleme entspannt reagieren.

Was aber, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern?

Beispielsweise, wenn tiefgreifende Marktveränderungen uns zum Umdenken zwingen? Oder wenn, plötzlich und unerwartet, Mitarbeiter in Rente gehen.

Oder den Arbeitgeber wechseln.

In vielen Unternehmen fällt mehr aus als der Mitarbeiter. Plötzlich hakt es, es gibt viel mehr Diskussionen und Fehler im Prozess.

Wo vorher noch Expertise zu Effizienzgewinnen führte, herrscht jetzt recht häufig Ratlosigkeit und Trial-and-Error.

Als Unternehmer stehen wir vor einem Dilemma. Wollen wir einen stabilen Betrieb gewährleisten, oder die maximale Effizienz unserer Prozesse?

Wenn Expertise zur Last wird

Für viele Mitarbeiter ist das Ansichreißen von Aufgaben eine willkommene Möglichkeit, den eigenen Arbeitsplatz sicherer zu machen. Bei anderen entwickelt sich die Zentralisierung auf die eigene Person schleichend.

Allen gemein ist, dass es irgendwann zur Belastung wird, der alleinige Wissensträger zu sein.

Kollegen haben ständig Fragen, die eigene Auslastung ist ohnehin recht hoch und oft erscheint es besser, ein Problem “mal eben schnell” selbst zu lösen, als lang die Zusammenhänge zu erklären. Nur macht man es sich damit eben nicht leichter. Im Gegenteil.

Ich konnte schon oft erleben, dass Kollegen irgendwann resigniert und sich andere Schwerpunkte gesucht haben, statt ein weiterer Wissensträger zu werden.

Neben der Arbeitsbelastung plagt die Experten häufig auch das Wissen darüber, dass sie der Engpass sind. Das Bewusstsein, dass alles an ihnen zu hängen scheint.

Ich habe mehrere Kollegen in den Burn-out gehen gesehen.

“Aber wir haben doch Dokumentation”

Hand aufs Herz, das, was in manchen Unternehmen als Dokumentation bezeichnet wird, ist den Speicherplatz nicht wert, auf dem es gesichert ist.

Dokumentation muss anwendbar sein. Häufig ist die Dokumentation nicht vollständig, und für den Experten selbst geschrieben. Insbesondere wenn Softwaresysteme jahrelang gewachsen sind, wird nicht alles Relevante dokumentiert.

Kurzum, die vorhandene Dokumentation ist häufig nicht ausreichend, um allein damit weiterzuarbeiten.

Hoheitswissen vorbeugen

Mitarbeiter werden Experten in ihrem Tätigkeitsbereich, wenn sie lange genug die gleichen Probleme lösen. Das wollen wir auch nicht komplett verhindern.

Viele Unternehmen sind aber nur einen Autounfall davon entfernt, schweren Schaden zu nehmen.

Damit es nicht so weit kommt, sollten Manager gezielt darauf achten, dass einzelne Mitarbeiter nicht zu viel ungeteiltes Wissen anhäufen. Sprich, nicht alleinige Verantwortliche für bestimmte Themen sind.

  1. Ein guter Start ist das eigene Bauchgefühl, und das des Teams. Man kennt seine Experten bereits. Die betreffenden Wissensträger wissen das oft auch selbst.
  2. Wer es analytischer mag, sollte die geschäftskritischen Prozesse und Systeme betrachten. Wer ist besonders oft involviert? Lässt sich ein Muster ableiten?

Sind die betroffenen Prozesse / Systeme und Personen identifiziert, gilt es dem Wissenstransfer eine Priorität zu geben.

Häufig geht das nur durch klare Ansage des Entscheiders, denn der Wissenstransfer konkurriert nicht nur mit dem Tagesgeschäft, sondern Kundenanforderungen.

Mitarbeiter brauchen die (mentale) Rückendeckung, dass es wichtig ist diese Risiken zu senken.

Und ein Wissenstransfer benötigt Zeit. Je nach individueller Situation muss der Entscheider also vorgeben, wie schnell und aufwendig ein Wissenstransfer sein soll.

Betrifft uns doch nicht!

Sicher?

Sobald deine Organisation für einige Zeit besteht, bilden sich kritische Wissensträger heraus. Das kann man überall, wo Menschen zusammenarbeiten, beobachten.

Anzunehmen, man sei frei von den Risiken, ist eine Fehleinschätzung.

Außer, man ist schon ein paar Schritte weiter. Wenn ihr bereits eure Experten geklärt habt, und einen Prozess etablieren konntet, um den Aufbau von Hoheitswissensträgern zu erkennen, dann betrifft es euch nicht. Zumindest für jetzt.